What’s Watson? – Ausser Hansi Voigt weiss das wohl niemand
Vor einem Monat ist das neue Newsportal der Schweiz online gegangen. Schnell wurde klar: Watson ist anders als die anderen. Doch was genau steckt dahinter? Was will, was ist Watson eigentlich? Junge Journalisten Schweiz und die Perspektive wollten es genauer wissen und haben zwei Watson-Mitarbeiter zur Inputveranstaltung eingeladen.
Der Grund, wieso sich sowohl Philipp Meier als auch Viktoria Weber für das Projekt «Watson» entschieden haben, heisst Hansi Voigt. Philipp Meier bezeichnet sich als Fan von 20 Minuten unter Hansi Voigt, Viktoria Weber ist als ehemalige 20-Minuten-Mitarbeiterin ihrem damaligen Chef gefolgt – wie 40 weitere ebenfalls. Wegen der gelebten Fehlerkultur, so Viktoria Weber. «Bei Hansi Voigt darf man sich auch mal was trauen. Das ist selten in der Branche.» Diese Philosophie werde nun auch bei Watson gelebt. Hat jemand eine Idee, die an Redaktionssitzungen anderer Online- oder Printmedien vielleicht abgelehnt würde, heisst es bei Watson: Probier mal, wenn’s scheitert: who cares?
Entsprechend unbeeindruckt zeigten sich die beiden Redakteure denn auch von den Reaktionen auf die Lancierung von Watson. Dass der Tagesanzeiger das neue Newsportal als Schülerzeitung bezeichnete, lässt Viktoria Weber kalt: «Dann sind wir halt eine Schülerzeitung, meinetwegen.» Auch von Druck und hohen Erwartungen wollen die beiden nichts wissen. Zumal diese nur innerhalb der Medienbranche aufgebaut wurden. Die Leserinnen und Leser, so Philipp Meier, würden davon wenig mitkriegen. Die bisherige Resonanz von Watson gebe ihm recht. «Wir haben aus dem Nichts eine grosse Reichweite erreicht. Das ist beeindruckend», so Philipp Meier.
Doch was ist denn nun dieses Watson? Wie hebt es sich vom Rest ab? Und wohin soll der Weg noch führen? Hierzu hatten weder Philipp Meier noch Viktoria Weber eine abschliessende Antwort. Und das scheint Programm zu sein. Zwar unterscheide sich Watson von 20 Minuten beispielsweise in der Art und Weise, wie man mit People-Geschichten umgeht. So probiere Watson mit dem «Reich und Schön»-Ticker den «Peoplekram» ironisch und kurz abzuhandeln. Und Watson könne mit Kreativität im Gestalterischen punkten. Ansonsten bleibt die Zukunft des neuen Onlineportals auch für die beiden weitestgehend offen. Dies allerdings im positiven Sinne. Watson muss sich erst finden, ausprobieren, was funktioniert und was nicht, Neues wagen und wieder verwerfen – Schritt für Schritt auf dem Weg zur Antwort auf die Frage «What’s Watson?»
Watson gleicht unter diesen Vorzeichen einem Kind, dem die Mitarbeitenden wie Philipp Meier und Viktoria Weber nach und nach zum Wachsen verhelfen. Ein heikles Unterfangen mit ungewissem Ausgang, sagen die einen. Ein spannendes Projekt mit viel Potenzial, vermuten die anderen. Offen bleibt die Frage, welche Zukunftspläne Hansi Voigt für seinen Zögling hat. Dass sich Viktoria Weber und Philipp Meier mit so viel spürbarer Lust am Ausprobieren wenig darum kümmern, wohin der Weg von Watson dereinst führen könnte, ist das eine – und durchaus beneidenswert. Dass Hansi Voigt aber alleine mit reiner Probierlust an die 20 Millionen Franken von Peter Wanner gekommen ist, ist zu bezweifeln. Der Watson-Vater hat einen Plan. Er weiss, was Watson ist oder sein soll. Ob sein Plan aufgeht, wird sich weisen. Die Zuversicht in seine Mitarbeitenden jedenfalls ist vorbildlich. Und die unbefangene Lust am Unbekannten von Viktoria Weber und Philipp Meier ansteckend.