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Blog

«Müde? - Ja, vielleicht verdammt!»

Natalina Haller

 

Politischer, aber müde. Selbstausbeuterisch, aber informationsfaul. So beschrieb die abtretende MAZ-Direktorin gegeüber der NZZ die Schweizer Nachwuchsjournalisten. Wirklich? Wir haben nachgefragt.

von Luzia Tschirky und Elia Blülle

Im Interview mit Rainer Stadler, dem Medienjournalisten der NZZ, äusserte sich die MAZ-Direktorin über junge Journalisten. Sind wir tatsächlich politischer, als ältere Journalisten? Wollen wirklich 80% der jungen Journalisten bei den traditionellen Tageszeitungen arbeiten? Behauptungen die wir so nicht stehen lassen können. In einer Onlineumfrage von Junge Journalisten Schweiz haben 130 Nachwuchsjournalisten geantwortet. Das Resultat, soviel sei verraten, stimmt nachdenklich.

Wir machen uns müde
Wir lassen uns nicht nur ausbeuten - nein, wir würden uns gleich auch noch mitausbeuten, diese Meinung Egli von Matts teilt die grosse Mehrheit von 130 befragten Jungjournalisten. „Man will sein Können beweisen und nicht abfallen, aus Angst, dass man den Job verlieren könnte.” Es scheint keinen Ausweg aus der Selbstausbeutung zu geben: „Wenn jemand sich keine Pausen eingestehen kann, wird sogar das Feierabendbier zur Arbeit. Man könnte schliesslich auf dem Smartphone gleich noch nach Alkohol-Statistiken sondieren. Das geht längerfristig an die Substanz.” Was für Konsequenzen hat die Müdigkeit junger Journalisten? Ein Teilnehmer unserer Umfrage antwortet: „Die stressige Arbeit führt dazu, dass ich oft zum Denken zu müde bin. Der Veröffentlichungsdruck geht auf Kosten der Recherche, häufig begnüge ich mich mit blossem Googlen.” Schöne neue Journalistenwelt. In ihrem Blog antwortet  Studiengangsleiterin des MAZ, Alexandra Stark  auf die Frage von Jungjournalist Conradin Knabenhans: "Kennst du in deinem Umfeld Personen, die gerne im Journalismus arbeiten würden, es aber nicht geschafft haben? Was waren die Gründe?" Folgendes:

"Ich habe in den letzten zwanzig Jahren viele kennengelernt. Vielleicht bin ich jetzt ein bisschen böse, aber die allermeisten sind daran gescheitert, dass sie vor lauter Reden nicht dazu gekommen sind, es auch zu tun. Man darf mir jetzt auch den Vorwurf machen, ich sei elitär, aber es ist gut, dass es nicht jeder schafft. Ich finde es tatsächlich richtig, wenn sich nur die Besten durchsetzen. Und die setzen sich durch – auch wenn es manchmal (zu) lange dauert. Wer wirklich will und daran arbeitet, der schafft es auch, das sehe ich an den Generationen von Studierenden, die ich betreut habe. Allerdings sehe ich auch, dass es immer schwieriger wird und unsere Branche es sich viel zu einfach macht. Auch da möchte ich meinen Beitrag dazu leisten, das zu ändern (habe Ideen, die sind aber nicht spruchreif)." Junge Journalisten Schweiz schliesst sich an dieser Stelle der Meinung Sylvia Egli von Matts an, dass generationenübergreifend zuwenig in die Zukunft der Mitarbeiter investiert wird.

Digital Natives ohne digitales Know-how
Das Internet steht längst nicht mehr unter der Vorherrschaft der Jungen. Insbesondere ältere Journalisten gehen immer noch von der Klischeevorstellung des Digital Natives aus: „Die können das doch mit diesem Smartphone und Facebook”. Weit gefehlt. Längst nicht alle jungen Journalisten sind gleich kompetent auf diesem Gebiet. Diese veraltete Ansicht erklärt auch ein stückweit die suggestiv wirkende Frage von Rainer Stadler, ob man festellen könne, dass der Nachwuchs generell Multimediatauglicher sei. Worauf die MAZ-Direktorin behauptet, von etlichen jungen sogenannten „Verweigerer” der Social Media Plattformen zu wissen. Obwohl die Meinung der Umfrageteilnehmer sich diametral unterscheidet,  ist die Frage berechtigt:  „Was könnte einen jungen Journalisten davon abhalten, riesige Recherchequellen willentlich zu ignorieren?” - Fehlender Datenschutz, Zeitmangel und mangelndes Niveau sind die meist genannten Gründe. Überzeugende Argumente sind das nicht. Die sozialen Plattformen bieten unverbrauchte Geschichten und Gesichter. Journalisten jeder Altersklasse, die immer noch die Augen vor solchen Möglichkeiten verschliessen, sind selber schuld.

Die unpolitischen “Linken”
Das Klischee „Linke Journalisten” sei alt und überholt. Davon ist nicht nur Sylvia Egli von Matt überzeugt, sondern auch Tageanzeiger Journalist Philipp Löpfe. Anders sehen das die jungen Journalisten, die Mehrheit der Gleichaltrigen sei politisch bei der SP zu verorten. Ist diese Einschätzung Roger Köppel und Konsorten zu verdanken, die solange behauptet haben wir seien in der Mehrheit links, bis wir selbst auch davon überzeugt sind? Oder sind wir aus der Sicht der Generation Post-68 konservativer und nicht mehr links-grün-alternativ?  Eine Antwort, die uns auf die Frage: „Sind wir politischer als ältere Journalisten” erreicht hat: „Ältere Journis haben politisch viel relevantere Zeiten erlebt.” oder „Wir sind keine Generation à la 'Züri brennt'.” Wir unterschätzen die Brisanz unserer Zeit. Die Nähe, respektive die Ferne von jungen Journalisten zu politischen Themen ist aber auch direkt mit dem redaktionellen Klima verbunden: „Die Newsrooms und Lokalredaktionen meiner Anfänge fühlten sich wie luftleerer Raum an. Politische Diskussionen gab es nie.” Selbstkritisch schätzt die Mehrheit unsere Generation nicht politischer ein als „ältere Journalisten”.

Alles Selbstverwirklicher
Wir sind die Kinder unserer Zeit und wollen uns mit der Arbeit selbst verwirklichen. „Aussergewöhniches” leisten, wie Sylvia Egli von Matt das nennt. Wenn die Löhne tief und die Arbeitsbelastung hoch sind, muss in anderen Bereichen kompensiert werden: „Weil nur so die ganze Ausbeutung einen Sinn hat.” Kommen alle, die sich „Aussergewöhnliches” erhoffen, eines Tages noch hart auf dem Boden der Redaktionsrealität an? Der ewige Teufelskreis aus Spar- und Zeitdruck verhindert Innovation und somit auch dieses „Aussergewöhnliche”, was sich junge Journalisten erhoffen. Wenn wir den Wunsch teilen: „Ich möchte aussergewöhnlichen Journalismus machen und auf keinen Fall in langweiligen Themen des Tagesjournalismus versumpfen.” dann müssen wir selbst innovativ werden. Ansonsten bleibt das nichts mehr, als ein frommer Wunsch. Hinter jeder Redaktion stehen Verleger und aus deren Abhängigkeit müssen wir uns selbst befreien. Niemand wird das für uns übernehmen können, auch die beste journalistische Ausbildung nicht. Sie ist vielleicht ein Weg dorthin. Umso mehr ist zu hoffen, dass die Ideen Sylvia Egli von Matts „Journalisten mit Informatikstudenten zusammenzuführen” vom neuen Direktor Diego Yanez angegangen wird. Die Ideen umsetzen, müssen dann immer noch wir. Wenn du zu den jungen Journis gehörst, die aussschliesslich 20 Minuten lesen: Sylvia Egli von Matt hat dir hoffentlich ein schlechtes Gewissen gemacht. Guten Journalismus zu konsumieren macht nicht müde und wenn nicht einmal mehr wir bezahlen, wer soll es dann sonst noch tun?

Der Link zu allen Umfrageergebnissen: https://docs.google.com/forms/d/1Y95jyHtfyfOr6WaKe28j-CvKy3Jj35g950SSfUttb0k/viewanalytics