Wie man als freier Journalist überlebt
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«Ich bin jetzt ein halbes Jahr frei und meine Kinder sind noch nicht verhungert», sagte Matthias von Wartburg an unserem Event «Wie?So!» im Flügelrad in Olten. Das Publikum wollte wissen, wie er das schafft. Wie er genug und genug gut bezahlte Aufträge an Land zieht. «Es sind ziemlich harte Verhandlungen», so von Wartburg, «aber mit der Zeit weiss man, wer gut zahlt und wer eher nicht.» Apropos Geld: «300 Franken pro Tag müsste ich verdienen, damit es reicht». Das sind eine Handvoll Geschichten pro Monat.
Von Wartburg war früher Redaktor bei privaten Radiostationen. Nun schreibt er als freier Journalist für Beobachter, NZZ am Sonntag, Medienwoche, Bernerzeitung, und andere. Schon länger freischaffend ist Christian Zeier. Er hat sich spezialisiert auf Geschichten im Bereich der Sozialpolitik, Migration und Integration, die u.a. in «das Magazin», «die Zeit», Beobachter und der WOZ publiziert wurden.
«Manchmal habe ich bereits eine Rohfassung der Geschichte, bevor ich sie jemandem anbiete,» sagte Christian Zeier. Aber das stärke seine Verhandlungsposition überhaupt nicht: «Die anderen wissen, dass ich die Geschichte verkaufen will. Sie sind also am längeren Hebel.» Aber das sei halt das Risiko. Er sei freischaffend, weil er seine eigenen Geschichten umsetzen will, «wegen dem Geld mach ich das sicher nicht.»
Offen und ehrlich waren die beiden Journalisten, offen auch für Fragen des Publikums. Das wollte zum Beispiel wissen, ob man Texte zweit verkaufen könne: «Ja. Grundsätzlich schon», antwortete Matthias von Wartburg. Aber: «Man muss es natürlich offenlegen. Und mir ist es erst ein einziges Mal gelungen.»
Um überhaupt Geschichten verkaufen zu können, brauche man ein gutes Kontaktnetz. «Kaffeetrinken, brunchen und zusammen Abendessen gehört quasi zum Job», erklärt Zeier. Wie viel das zeitlich ausmache, sei schwierig zu sagen. «Aber es ist schon wichtig.»