JJS@EU 2018
Natalina Haller
Geh nach Brüssel, es ist grossartig, haben alle gesagt, die vor uns mit JJS/YES an der Challenge Europe teilgenommen hatten. Aber, wie spannend kann ein EU-Parlamentsgebäude schon sein? Turns out: sehr.
Es ist das eine, EU-Kommission, -Parlament und -Rat auseinanderhalten zu können. Das andere ist, im Parlamentsaal zu sitzen, im Gerichtshof für Menschenrechte in Strassburg, oder in der Pressekonferenz der Kommission. Mit den Menschen, welche in diesen Institutionen arbeiten zu sprechen. Ganz besonders mit solchen, die danach einem grossen Publikum darüber berichten.
Für uns vom Medienworkshop war es von Vorteil, dass wir als Gäste der täglich stattfindenden Pressekonferenz der EU-Komission angemeldet waren, wir wurden nämlich zu Beginn offiziell begrüsst. Dass “young journalists from switzerland” da waren, interessierte die anwesenden Journis aus der Schweiz. Im Verlaufe der Woche trafen wir dann einen Print-Korrespondenten, eine Berichterstatterin der SDA und einen TV-Korrespondenten von SRF zum Gespräch. Die Treffen mit Remo Hess, Barbara Stäbler und Sebastian Ramspeck waren sehr aufschlussreich, alle nahmen sich Zeit. Es wurde uns nie langweilig.
Was uns überraschte? Anlässe wie das Midday Press Briefing sind zu einem grossen Teil Theater des Pressedienstes, gegenseitiges Temperaturfühlen. Die echte Arbeit besteht aus Treffen und Gesprächen, meist off-the-record. Denn die wichtigste Währung im diplomatischen Brüssel ist Information.
Auch die Gespräche mit Angestellten der EU haben Eindruck gemacht. Hängen geblieben ist zum Beispiel der Satz «Doch, wenn sich die Schweiz nicht bewegt, ist es durchaus denkbar, dass die EU die bilateralen Verträge kündigt», von einem Mitarbeiter des Auswärtigen Dienstes der EU.
Begegnungen wie diese macht die Reise so wertvoll: Weil wir direkt mit den Leuten reden konnten, und ihnen direkt unsere Fragen stellen konnten. Das ermöglicht ein differenzierteres Bild dieser Organisation, die früher oder später in jeder innenpolitischen Diskussion auftaucht.
Wir hatten unseren Anteil an Powerpoint-Präsentationen aus der Hölle. Und Menschen, die doziert haben, als hätten sie umso mehr recht, je länger sie nicht unterbrochen werden.
Auf einer anderen Ebene spannend ist der Umstand, wie der Begriff «Delirium» eine neue, ausgesprochen positiv aufgeladene Bedeutung erhalten hat. Gemeint ist natürlich die Bar. Und das Bier.