Junge Medienschaffende müssen vor Sexismus und Mobbing geschützt werden
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Medienmitteilung vom 15. Februar 2023
Die Berichte zum Fall Finn Canonica sind für JJS erschreckend. Leider überraschen sie uns wenig. Was im Fall des «Magazins» durch Anuschka Roshani und im Nachzug durch andere Betroffene geschildert wurde, ist Teil vieler Redaktionen. Das muss sich ändern.
Berichte, wie sie sich in der letzten Woche gehäuft haben, sind bei uns ein ständiges Thema, da Mobbing und Sexismus Berufseinsteigerinnen und Praktikanten besonders stark betreffen können.
So ist es für Junge und Einsteiger:innen besonders schwierig, gegen redaktionelle Machtgefüge aufzustehen und Missstände innerhalb eines Teams anzusprechen. Erst recht, wenn sie selbst betroffen sind. Wie will jemand, der oder die innerhalb der Redaktion noch wenig Fuss gefasst hat, etablierte Journalist:innen infrage stellen – vor allem wenn, wie der Fall Canonica zeigt, zurzeit nicht einmal gestandene Redaktionsmitglieder gegen solchen Machtmissbrauch ankommen? Auch, weil sie offenbar nicht ernst genommen wurden.
Der Fall beim «Magazin» zeigt klar, wie diese vulnerable Situation ausgenutzt werden kann. Wer würde schon eine Stelle oder ein Praktikum beim Magazin ablehnen? Dass man dafür einiges aushalten muss, ist in der vorherrschenden Arbeitskultur noch immer viel zu selbstverständlich. Das muss sich ändern. Mit entsprechender Ausbildung für Führungskräfte, einem offenen Dialog über psychische Gesundheit, Weiterbildungen und internen oder externen Anlaufstellen.
Es ist wichtig, dass nicht geschwiegen wird, wenn Junge solche Erfahrungen machen. Sie dürfen nicht alleingelassen werden. Mobbing und Sexismus haben keinen Platz in unserer Branche. Redaktionen und Führungskräfte müssen eine Arbeitskultur schaffen, in der sich alle und insbesondere junge Medienschaffende sicher fühlen können, übergriffiges Verhalten anzuzeigen. Das Problem ist struktureller Natur und die Verantwortung zum Umgang damit darf nicht auf den Schultern der Betroffenen lasten. Es liegt an jeder Person und vor allem an den Führungskräften in Redaktionen und Verlagen, anzuerkennen, dass unsere Branche ein Problem mit Sexismus hat und etwas dagegen unternommen werden muss.
Wir solidarisieren uns deshalb mit den Betroffenen und raten jungen Medienschaffenden, sich bei Fragen, Unsicherheiten oder Erlebnissen von Mobbing und Sexismus an die Berufsverbände SSM, Syndicom oder Impressum zu wenden. Wir bieten uns als Vermittlungsstelle an. Zudem möchten wir diejenigen ermutigen, die entsprechende Recherchen bereits im Schreibtisch liegen haben, diese Geschichten auch zu veröffentlichen. Ihr seht, dass es geht.
Bei Rückfragen: info@jjs.ch
Über Junge Journalistinnen und Journalisten Schweiz
Junge Journalistinnen und Journalisten Schweiz (JJS) ist das Netzwerk für Medienschaffende bis 30 Jahre. Der Verein hat sich zum Ziel gesetzt, jungen Journalistinnen und Journalisten eine Vernetzungsplattform zu bieten, um ihre Interessen zu vertreten und um mit erfahrenen Kolleginnen und Kollegen in Kontakt zu kommen und zu bleiben. Miteinander statt gegeneinander – in der Medienbranche gibt es sonst schon genügend Hürden zu überspringen.