Unsere Zukunft #4 – Patrik Müller
Natalina Haller
«Recherchierlust, Robustheit und Freude an langen Arbeitstagen.»
Welche Tipps gibt einer der jüngsten Schweizer Chefredaktoren Berufseinsteigern mit auf den Weg? Patrik Müller, Chefredaktor «Der Sonntag», erklärt, wo seiner Meinung nach Journalismus am besten gelernt werden kann und weshalb er auch heute nochmals diesen Beruf wählen würde. Nach Hannes Britschgi, Michèle Binswanger und Hansi Voigt ist Patrik Müller der Vierte im Bunde, der sich unserer Interview-Serie «Unsere Zukunft» stellte.
Weshalb hast Du Dich vor vielen Jahren entschieden, Journalist zu werden?
Ich mochte Zeitungen schon als Kind. Irgendwann während der Oberstufe war mir klar, dass ich dort arbeiten wollte. Am liebsten für den Sport, wohl weil ich dachte, dass ich nahe an den Fussballstars rankomme.
Würdest Du Dich heute nochmals für den Beruf des Journalisten entscheiden?
Ja.
Weshalb?
Weil jeder Arbeitstag ein Erlebnis ist. Und weil ich mich, auch wenn ich einen anderen Beruf hätte, mit dem Weltgeschehen auseinandersetzen würde und neugierig wäre. Als Journalist kann ich diesen Interessen sogar gegen Entlöhnung nachgehen.
Sollten Jugendliche mit dem Traum, Journalist zu werden, Dich als Vorbild nehmen?
Wenn Sie einmal «Sonntag»-Chefredaktor werden wollen: Dann ja!
Welches sind Deine journalistischen Vorbilder?
Als Jugendlicher beeindruckte mich Roger Schawinski am meisten.
Welches ist/war Dein journalistisches Berufsziel – wo wolltest Du schon immer arbeiten?
Mein Traumjob war als Jugendlicher eine Redaktorenstelle beim «Badener Tagblatt».
Und was hält Dich davon ab?
Ich arbeite nun immerhin beim Nachfolgeverlag des «Badener Tagblatts».
Aus Fehlern lernt man, sagt ein Sprichwort. Aus welchem Fehler hast Du am meisten gelernt?
Im Regionaljournalismus habe ich gelernt, dass eine Story immer wasserdicht sein muss und nicht übermässig zugespitzt werden darf. Sonst beschweren sich die Leute beim Einkaufen oder an der Bushaltestelle bei dir.
Welchen Fehler sollte jede/r Jungjournalist/in einmal gemacht haben?
Zu lange Texte geschrieben haben. Nur so lernt man, wie gut ein Text wird, wenn man ihn kürzt.
32% der Schweizerinnen und Schweizer vertrauen Journalisten. Mit diesem Prozentsatz liegt unser Berufsstand auf dem 16. Rang, nach Landwirten, Lehrern und Taxifahrern. Was unternimmst du in deinem Berufsalltag, um den schlechten Ruf des Journalismus zu verbessern?
Warum wollen so viele Menschen Journalist werden, wenn der Ruf so schlecht ist? Der Arbeitsmarkt ist für mich glaubwürdiger als Umfragen. Dennoch: Wir müssen die Glaubwürdigkeit unseres Berufes mit jedem Artikel neu erkämpfen. Wahrhaftigkeit ist das wichtigste Prinzip.
Welche Fähigkeiten und Charaktereigenschaften braucht ein/e junge/r Journalist/in?
Recherchierlust, Robustheit und Freude an langen Arbeitstagen.
Welches sind die grössten Herausforderungen für junge Journalistinnen und Journalisten in Zukunft?
Heute erlernt man vielerorts nur noch den Kurzfutterjournalismus. Künftig werden anspruchsvolle und gut geschriebene Texte wieder wichtiger sein. Denn Kaufmedien werden zu Premiumprodukten. Hier gibt es leider wenig Übungsmöglichkeiten für Junge.
Haben junge Journalist/innen dank des Onlinejournalismus bessere Chancen, im Beruf Fuss zu fassen?
Ja, insgesamt gibt es mehr Arbeitsplätze als früher und Junge können sich auf Blogs austoben. Das schärft die Sprachkompetenz.
Was können Journalisten, die bereits seit längerer Zeit im Beruf stehen, von jüngeren Kollegen lernen?
Dass auch neu sein kann, was alte Hasen mit «schon gelesen!» kommentieren. Betriebsblindheit ist die häufigste Krankheit bei älteren Journalisten. Nebst Zynismus.
Was folgt auf die «Generation Praktikum»?
Journalisten.