Das war Wie?So! mit Charlotte Theile
Natalina Haller
„Es braucht mehr Stühle“, sagt Charlotte und es stimmt. Das Erkerzimmer im Karl der Grosse füllt sich allmählich. Die Menschen kommen, um Charlotte Theile zu hören - die junge Journalistin, die für die Süddeutsche Zeitung über die Schweiz schreibt. Wir sprechen über einen Artikel zum Thema Verdingkinder. Theile erzählt im Text die Geschichte von Anna Schnegg (Name geändert). Bevor wir darüber sprechen, liest Charlotte den Artikel vor.
„Jetzt bist du halt bei uns. Dieser Satz wird zur Überschrift ihrer Kindheit.“
„Sie wusste auch, dass nicht in Ordnung war, was ihr Pflegebruder von ihr wollte, wenn er nachts durch ihr Fenster stieg oder beide allein im Stall waren.“
„Die Ziegen im Stall, die sie liebte wie sonst nichts auf der Welt. Der Tag, an dem sie die Tiere zum Schlachter bringen musste.“
Im Gespräch gehen wir darauf ein, wie traumatisierte Personen interviewt werden können. Charlotte Theile empfiehlt, auf jegliches Druckmachen zu verzichten. Der Interviewte gebe das Tempo vor, bestimme wann es eine Pause braucht und auch, wie viel sie oder er erzählen will. Im Gespräch Pausen aushalten sei ebenso wichtig wie die bewusste Ablenkung, wenn es zu viel wird. Dann solle man lieber einen Tee trinken oder über die Katze sprechen. Distanz schaffen.
Charlotte Theile erzählt, begründet, beantwortet Fragen aus dem Publikum, dass es nur so eine Freude ist. Sie beantwortet zum Beispiel die Frage, wie es nach einem solchen Artikel weitergeht. „Man muss klar machen, dass es eine professionelle Beziehung ist und keine Freundschaft“, sagt Theile. „Indem man nicht auf jede Whatsapp Nachricht antwortet und die Facebook-Freundschaftsanfrage nicht annimmt.
Ein toller Abend geht später ein Stockwerk weiter oben bei Wein, Bier, Wurst und Käse zu Ende. Es bleibt der Dank an Charlotte Theile sowie an alle, die gekommen sind. Wir freuen uns auf die nächste Ausgabe von Wie?So!
Informationen zum nächsten Wie?So! gibt es bald auf unseren Kanälen (Website, Facebook, Twitter).