Der Kater nach der Party
Natalina Haller
Das online Portrait-Magazin One Day Portray ist seit Oktober des letzten Jahres live. Dank einem Crowdfunding sicherten sich die Initiantinnen die Startfinanzierung - eine grosse Party! Das Budget ist nun aufgebraucht und es müssen langfristige Finanzierungspläne geschmiedet werden - damit der Kater in Grenzen gehalten werden kann. Wie sie das machen, erzählen sie gleich selber.
Was für ein Jahr! Idee. Startschuss. Crowdfunding. Umsetzung. Website-Launch. Onlinemagazin. Redaktionsalltag. Wir blicken auf ein Jahr voller neuer Erfahrungen zurück und freuen uns auf alles, was im 2016 noch kommt! Vor ziemlich genau einem Jahr kam uns die Idee zu One Day Portray: Einem Online-Magazin, das sich auf Portraits spezialisiert. Die Protagonist_innen sind Menschen wie du und ich und werden jeweils einen ganzen Tag begleitet, daher auch der Name One Day Portray. Im April 2015 starteten wir eine Crowdfunding-Kampagne auf dem Schweizer Portal wemakeit. Während sechs Wochen mobilisierten wir Freunde, Familie und Bekannte und durften am 4. Juni jubeln! Wir hatten es geschafft und 22’447 CHF gesammelt! 197 Menschen, darunter auch die Jungen Journalisten Schweiz, haben uns unterstützt. Das waren am Ende sogar 1’447 CHF mehr, als wir uns zum Ziel gesetzt hatten. 10% dieser Summe ging als Provision an Wemakeit und mit den verbleibenden 20’202 CHF konnten wir endlich Nägel mit Köpfen machen und unser Projekt verwirklichen. Ziemlich genau zum Abschluss des Jahres 2015 zeigte unser Konto wieder 0 CHF an. In diesem Gast-Blog möchten wir euch gerne einen kleinen Einblick gewähren, wie wir nun weitermachen wollen und was wir uns fürs 2016 vorgenommen haben.
Wohin das Geld floss
Eine der meist gestellten Fragen, sei das von Freunden oder Journalist_innen, war und ist fast immer: Und wie wollt ihr euch finanzieren? Nun, die Startfinanzierung gelang uns dank dem Crowdfunding. Die 20’202 CHF gaben wir zu einem Grossteil für die Website aus, die wir von der jungen Digital-Agentur Y7K haben gestalten und umsetzen lassen. Ausserdem gaben wir eine gute Teilsumme für die Herstellung der Crowdfunding-Belohnungen aus. Uns war zum Glück im Vorfeld bewusst, dass wir dafür einen satten Betrag einrechnen müssen und darin wurden wir bestätigt. Die Produktion der Booklets, Postkartensets, Einladungen zum Nachtessen und die Launch-Party kosteten uns ca. ein Drittel der Gesamtsumme. Aber es war uns jeden Rappen wert! Aktuell können wir unsere Autorinnen und Produzenten leider noch nicht entlöhnen, sondern nur unsere Übersetzerinnen. Demnach floss natürlich auch ein Teil des Geldes in die Übersetzungen, da wir allen Inhalt auf Deutsch und Englisch anbieten. Fakt ist, unser Crowdfunding-Budget ist aufgebraucht, die Party ist vorbei und wir müssen uns nun Möglichkeiten überlegen, wie wir One Day Portray dieses Jahr finanzieren und den Neujahrskater in Grenzen halten können.
Wohin das Geld fliessen wird
Von Mitte Dezember bis Ende Januar gönnen wir uns eine kleine Winterpause. Nicht nur als Verschnaufpause für die Publikationen, sondern vielmehr auch, damit wir uns Zeit nehmen können, unsere (finanzielle) Zukunft zu planen. Die Idee ist es, weiterhin jeweils wöchentlich am Sonntag (#sundayisportraitday) ein neues Portrait zu veröffentlichen. Das bedeutet, dass wir im aktuellen Jahr knapp 50 Portraits publizieren möchten. An einem Portrait sind in der Regel mindestens vier Leute beteiligt: Ein Autor, ein Fotograf, eine Übersetzerin und eine Redaktorin. Das bedeutet, vier Parteien, denen wir gerne auch eine finanzielle Wertschätzung gewährleisten würden. Ausserdem müssen wir unsere Website unterhalten und haben auch schon einige neue Features - wie z.B eine interaktive Weltkarte - geplant. Dafür müssen wir ebenfalls Geld budgetieren.
Im Rahmen einer Seminararbeit an der Universität Luzern erarbeitet Laura gerade alternative Finanzierungsmöglichkeiten für One Day Portray. Die Resultate des Benchmarking sind noch nicht final, aber der Vergleich mit ähnlichen Online-Magazinen zeigt bereits deutlich, dass viele Medien mit der Zeit entweder Abokosten oder Werbung einführen, um die langfristige Finanzierung zu sichern. Da beide Optionen für uns momentan kein Thema sind, hoffen wir auf Stiftungsgelder und schreiben fleissig Anträge. Falls du, lieber Leser noch eine andere Idee hast, ungeniert melden, wir sind dankbar um jeden Input, damit wir unser Baby am Leben erhalten können!
Aus Liebe zum Journalismus
One Day Portray ist eine kleine Gegenbewegung zum immer schneller werdenden Journalismus. Die Digitalisierung reisst vor allem jene journalistischen Textgattungen in Mitleidschaft, die viel Zeit und damit auch Geld benötigen: Die Reportage und das Portrait. Wir wollen genau diesen beiden Formaten wieder mehr Raum geben, indem wir Reportagen-Portraits publizieren, in allen möglichen Formaten. Text. Bild. Video. Audio. Gif. Und natürlich auch in allen denkbaren Kombinationen. An dieser Stelle möchten wir uns nochmals bei allen bedanken, die sich bei uns gemeldet haben und/oder bereits etwas für One Day Portray produziert haben! Es ist schön zu wissen, dass wir nicht die einzigen zwei Ideologinnen im Journalismus sind und weiterhin an den gut recherchierten, zeitaufwändigen und inspirierenden Journalismus glauben! Schön, dass es so viele Gleichgesinnte gibt. Wir freuen uns über jeden Mitstreiter.