Was gabs sonst noch für Schwierigkeiten? «Wir hatten oft das Gefühl, dass wir uns als junge Journalistinnen stärker beweisen mussten» - zum Beispiel gegenüber älteren Männern, sagt @Anielle_Pe.
Wie seid ihr mit Tiefs umgegangen? «Wir hatten die oft. Häufig war es zu viel und es kam immer mehr dazu. Wichtig war, dass wir das Netz breit ausgeworfen haben. Aber das gab eine riesige Liste von Menschen, von Bundesmaterial, von Notizen, ...
...daraus den Film zu machen, das war wahnsinnig schwierig. Kurzfristig entschieden wir uns dazu, nicht nur einen Beitrag, sondern eine Sondersendung zu machen. Das brauchte noch mehr Material», sagt @FionaEndres
.@Anielle_Pe: «Das Material irgendwie in eine Stunde Sendung zu packen, war unglaublich schwierig».
Wie gingen die Journalistinnen bei der Priorisierung der Erkenntnisse vor? «Wir wollten die Firma beschreiben», sagt @FionaEndres - die Geschichte der Crypto AG sei im Fokus gestanden. «Aber nur die, welche sich mit Fakten und mehreren Quellen erhärten liess», ergänzt @Anielle_Pe
Eigentlich sollte die Recherche bereits früher publiziert werden. Da habe man sich aber mit ZDF und der Washington Post finden müssen.
Fällt man in ein Loch, so eine Woche nach der Veröffentlichung? «Ich ging kurz danach nach Beirut», sagt @Anielle_Pe - sie habe einen Break gehabt. «Ich falle immer ziemlich ins Loch nach einer anstrengenden Recherche», sagt @FionaEndres. Dieses mal sei es aber anders gewesen...
Grund: Die zahlreichen Reaktionen, Briefe, Nachrichten - «die Recherche wird ein Teil von dir», ergänzt @FionaEndres.
Abgeschlossen sei der Fall #Cryptoleaks für die beiden Journalistinnen indes nicht, lässt @FionaEndres durchblicken. Mehr verrät sie nicht...
War die Kooperation mit anderen Medien wichtig? «Ja, absolut. Man hat einfach auch mehr Manpower», sagt @Anielle_Pe. Man habe sich vertraut. Dazu kamen HistorikerInnen, GeheimdienstexpertInnen, ... eine ganze Gruppe. «Dadurch habe ich extrem viel gelernt», sagt @FionaEndres - auch durch die Off-the-record-Gespräche.
Wie hat die Publikation das Leben von Endres und Peterhans als Journalistinnen verändert? «Komplett! Ich war da ja noch Praktikantin! Heute kann ich sagen, das ist schon so der beste Beruf, den es gibt», sagt @Anielle_Pe.
Und @FionaEndres? «Ich schaue Sachen und Geschichten nun differenzierter an. Die ganze Geschichte war so vielfältig...man musste sie erst verstehen, bevor man eine Wertung machen konnte. Und das Thema Verschwörungstheorien, bei dem ich sehr sensibel bin...
...da habe ich bei der Recherche zuerst auch gedacht: 'Das ist eine Verschwörungstheorie, das ist Quatsch!'. Ich wurde dadurch aber nicht unkritischer.»
War es frustrierend, dass Corona der Geschichte etwas die Öffentlichkeit geraubt hat? «Mit Corona hat die Politik etwas Zeit bekommen, über ihre Reaktion nachzudenken. Traurig sind wir darüber aber nicht.», sagt @Anielle_Pe.
Nun gibts Fragen aus dem Publikum in Olten:
Die Publikation war ja heikel. Hats eine Reaktion aus dem Ausland gegeben, zum Beispiel aus dem Iran?
«In den iranischen Medien wars ein Thema. Das EDA hat auch mal kommuniziert, dass sich kein Land bei der Schweiz beschwert hat. Das macht für uns auch ein Stück weit Sinn: Welches Land würde zugeben, man sei die ganze Zeit abgehört worden?», sagt @FionaEndres
Erstaunlich sei das aber schon.
Weiss man heute, wer das CIA-Dokument geleakt hat?
Und hat man sich vielleicht auch instrumentalisiert gefühlt? «Wir haben das von Anfang an diskutiert. Von Anfang an Quellenkritik gemacht. Wir verifizierten zuerst das Dokument. Wer die Motivation hatte, darüber können wir nach wie vor nur rätseln.», sagt @FionaEndres
Heute könne man aber sagen, dass ein Teil der Motivation auch der Stolz der Nachrichtendienste sei, dass man einen solch grossen Coup gelandet habe. «Klar, muss man die Frage der Motivation diskutieren. Sie ändert letztlich aber nichts an den Fakten», ergänzt @FionaEndres
Erneute Nachfrage: Wer war das? @FionaEndres: «Bei so einem heiklen Thema ist der Quellenschutz noch viel wichtiger als sonst schon». Klar sei nur, dass die CIA das Dokument erstellt habe.
.@FionaEndres: «Mich stört es, wenn Firmen oder Behörden unbedingt wissen wollen, wer die Quelle ist». Zum Dokument könne man sagen, dass es aus dem historischen Archiv der CIA stamme.
Wie seid ihr persönlich damit umgegangen, dass ihr über eine geheime Recherche nicht sprechen durftet? «Ich fand das manchmal schon einen Seich», sagt @Anielle_Pe. Sie sei häufig absorbiert gewesen von ihrem Umfeld, weil sie lange an der Recherche gearbeitet habe.
Auch für @FionaEndres war es schwierig: «Wenn ein Anruf reinkommt und du bist beim Znacht mit Freunden... da war ich auch schon plötzlich ein paar Stunden absorbiert.»
Aber das sei es Wert gewesen: «Das war eine once in a lifetime-chance», sagt @Anielle_Pe.
Denkt ihr, dass es noch andere, ähnliche Geschichten in dieser Grössenordnung gibt? «Ich denke schon. Ein Mitarbeiter der Firma fasste es treffend zusammen. Er sagte, es seien ein wenige einflussreiche Männer, die alle Zügel in der Hand halten. Da hat er wohl schon etwas recht..», sagt @Anielle_Pe.
Wie habt ihr die erste politische Diskussion nach der Veröffentlichung erlebt? Es gab ja auch PolitikerInnen, welche eure Recherche in Frage gestellt haben...
@FionaEndres: «Ich war dazu auch in der #SRFArena. Was wir enthüllten, das bestritt niemand. Die Frage war, was man damit macht. Das ist Aufgabe der Politik, nicht unsere. Ich finde, das müsste man jetzt richtig an die Hand nehmen - 'fight the messenger' ist zu einfach»
«Als uns gesagt wurde: 'das macht unser Land kaputt', musste ich sagen: Nein, nicht unsere Publikation macht das Land kaputt, sondern, dass Geschichten wie diese entstehen konnten», sagt @FionaEndres. «Ich war darüber aber nicht hässig»
Gab es Einschüchterungen, etwa dazu, von der Publikation abzusehen? «Nein», sagt @FionaEndres. «Es hat uns überrascht, wie wenig dazu kam. Von den Schweizer Behörden etwa hat sich bis heute auch niemand dazu geäussert.»
Es sei aber auch eine schwierige Position für die PolitikerInnen, weil die Geschichte häufig ihre VorgängerInnen betreffe, sagt @Anielle_Pe.
Was wäre anders gewesen, hättet ihr die Recherche für Print machen müssen statt fürs Fernsehen? «Wir konnten viel nicht machen, weil viele nicht vor der Kamera sprechen wollten. Es war etwas frustrierend. So konnten wir gewisse Seiten nicht zeigen», sagt @FionaEndres
Schlussendlich sei das ja aber ein tolles Medium - und es hätte nie so gewirkt, wenn das in einer Zeitung gedruckt worden wäre, ergänzt @Anielle_Pe.
Das war's! Danke fürs Mitlesen, danke für die interessanten Einblicke @Anielle_Pe @FionaEndres - und herzlichen Dank für die Moderation @charleen__b! #JJS Podcast kommt bald - wir halten euch hier auf dem Laufenden!